Samstag, 13. Januar 2007
Hahahaha! Hartz!
Eine Hurengeschichte
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Es gab schon viele Skandale und tiefe Stürze in der Wirtschaftswelt. Gerade in den Tagen der Siemens-Affäre bestätigt sich wieder die Erkenntnis, dass es keinen Fußbreit Boden im Reich der Finanz- und Buchhaltungspolitik gibt, den ein normaler Sterblicher sorglos betreten könnte. Aber so viele zerbeulte Egos und abgeschnittene Karrieren wie der VW-Fall hat selten ein Skandal hinterlassen: Neben Peter Hartz sind ein knappes Dutzend Manager verstrickt.
Hartz, der "Self-made" Mann von der Saar, galt als der beste Freund der Arbeiter – bis zur VW-Affäre. Am Mittwoch beginnt der Prozess gegen ihn.

Die deutsche Sprache verdankt Peter Hartz so kreative Wortschöpfungen wie "Job-Floater", "Ich-AG" und "Arbeitszeitkonten". Aber wenn der 65-jährige Ex-Manager redet, zum Beispiel während der Vernehmung durch die Braunschweiger Staatsanwaltschaft im Herbst des vergangenen Jahres, wirkt er seltsam steif. Er stockt, macht irritierende Pausen zwischen den Wörtern, gerät auf holprige Umwege, um dann endlich zu sagen: "Entsprechend dem Orientierungsrahmen Bonus 2003 für 2002 zur Zeugenvernehmung… vom 18. September 2006 entspricht die Gehaltsgruppierung einer Führungskraft der Gehaltsgruppen 31–34."

Ein Gaukler mit zwiedeutiger (gespaltener?) Persöhnlichkeit. Zum Glück für den Angeklagten wird bei Gericht weder von Joselia R. oder den namenlosen Huren in Shanghai, Seoul, Bratislava und Paris die Rede sein, die berufsmäßig nett zu ihm waren und deren Kosten in Höhe von mindestens 5772,48 Euro sein Faktotum Gebauer, dem auch die Anklage droht, bei der Firma als Vertrauensspesen abgerechnet haben soll.

Hartz hat nicht nur der Arbeiterbewegung geschadet, sondern sie sogar verraten. Ein Büttel des Kapitals. Sein Name wird wie kein anderer mit dem Umbau des deutschen Sozialstaates verbunden ("Hartz IV"). Der im Sommer 2005 ausgeschiedene Personalvorstand des Volkswagen-Konzerns wird in diversen Verlagskatalogen als Verfasser von drei Büchern geführt. Die Wahrheit ist aber, wie Hartz selbst mitteilen lässt, dass er seine Bücher "in Teamarbeit" geschrieben habe.

Ziemlich verschraubt hat Hartz vor den Staatsanwälten seine Huren-Eskapaden als "konkrete Ereignisse auf den Reisen" umschrieben. Der Hamburger Johann Schwenn, der den früheren VW-Betriebsratschef Klaus Volkert in der Affäre anwaltlich betreut, drückte sich schon verständlicher aus und nannte die "konkreten Ereignisse" eine "Gelegenheit zum Geschlechtsverkehr mit Prostituierten auf Firmenkosten".

Über die vorgebliche deutsche Macht-Elite hört man allerlei, aber dass ein firmeneigener Lustreisenorganisator, der ehemalige VW-Manager Klaus-Joachim Gebauer, den Personalvorstand Hartz sowie VW-Betriebsräte mit Frauen zu versorgen hatte, ist in der deutschen Skandalgeschichte ohne Beispiel.



----> Hartz' Personalpolitik: <----

- Vier-Tage-Woche ohne vollen Lohnausgleich
- Projekt 5000 mal 5000, bei dem Arbeitslose unter Tariflohn eingestellt wurden.
- "Ich mache euch alle reich!": ein Lieblingsspruch von Peter Hartz in Vertrautenkreisen.

--> Ex-VW-Betriebsratschef Volkert kassierte dank Hartz’scher Boni und Sonderboni von 540000 Euro allein im Jahr 2002 ein Gehalt von knapp 700000 Euro. Seit 1990 hatte der gelernte Schlosser seinen Lohn mit Hilfe von Peter Hartz verzwölffacht. Er durfte Vertrauensspesen abrechnen, für die niemand Belege verlangte.
--> Auch andere Betriebsräte erhielten einen persönlichen Leistungsbonus. Volkert und Hartz, sagt sein Adlatus Gebauer, hätten oft gemeinsam die Orte für internationale Betriebsratstreffen ausgesucht. Brüssel sei nicht in Frage gekommen, weil die Edelhuren bis morgens um vier Uhr in den Clubs gearbeitet hätten und dann müde gewesen seien. Also Brasilien. Oder Mexiko. Die Frage war nur: Zahlte das Werk vor Ort oder das Stammhaus in Wolfsburg?
--> Eine Geliebte von Volkert wurde auf Betriebskosten fürstlich bezahlt, insgesamt fielen 398806,33 Euro an. "I.0. Kostenstelle 1860", notierte Hartz. Seine Kostenstelle.



(the show goes on)

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